Johannes Ploog
Jahrgang 1979, wurde in Berlin geboren und studierte von 2000 bis 2006 Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er sich schwerpunktmäßig mit Strafrecht und Forensik beschäftigte. Nach Absolvierung des ersten Staatsexamens, Referendariat und zweiter Juristischer Staatsprüfung arbeitet er derzeit als Staatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Berlin.
Seit 1999 schreibt Johannes Ploog Kurzprosa, Theaterstücke und Drehbücher. Die Stücke „Menage a Trois“, „Ewiges Heil – ein Königsdrama“ und „Stück vom Pferd“ kamen 2002, 2004 und 2009 im Rahmen von Schulprojekten zur Aufführung. 2007 führte Johannes Ploog im Rahmen eines solchen Projekts Regie bei einer Inszenierung von Henry Purcells Oper „Dido and Aeneas“. 2008 schrieb er den dramatischen Text „Totentanz“, der im Rahmen einer Aufführung von Hugo Distlers Chorwerk „Totentanz“ durch den Chor und weitere Schüler der Katholischen Theresienschule Berlin aufgeführt wurde. Am 31. März 2012 hatte der Kurzfilm „Gestalten“ von Simon Ritter nach einem Drehbuch von Johannes Ploog Premiere.
Teresa ist Jedermann. Und das ist nicht das einzige, das anders ist in dieser Umkehrung, Verdrehung und Verwirrung eines Stücks, das weniger Drama als Volksspektakel ist: Teresas Angstgegner ist nicht der Tod, sondern das Leben, vor dem sie auf ihrer Suche nach Sicherheit gebenden Endhaltestellen hierhin und dorthin flieht. Dabei erweisen sich das reiche Elternhaus, die Freuden und Schrecknisse der Sinne, die Liebe, Ehe, Religion und schließlich die Freiheit totaler menschlicher Entgrenzung als Formen eines letztlich toten Lebens. Kein Augenblick erweist sich als so schön, dass er verweilen könnte, ohne Stagnation und Absterben zu sein. Und dennoch will alles von ihr er- und durchlebt sein. Gleichzeitig kämpft Todundteufel gegen die Stimme Gottes, die aus der Jedermannmaschine dröhnt, und um Teresas getriebene Seele.
Odysseus ist ein Fremdkörper im griechischen Vielvölkerheer. Kein Mann der Muskeln, des ehrenhaften Kampfes mit offenem Visier, vielmehr ein Schleicher, ein Meuchler, ein Stratege und Taktiker. Der Krieg mit der Feste Troja markiert einen Paradigmenwechsel. Das alte Heldentum eines Achilles stirbt, dem der Krieg nur eine Form der Erlangung von Ruhm und Ehre war. Der neue Krieg wird von kalkulierenden Technokraten strikt zielorientiert und mit eiskalter Menschenkenntnis geplant und ausgeführt. Odysseus, der kleine König aus Ithaka, ist der Mann, der diesen Wechsel einleitet und personifiziert. Hinaus gestoßen in die Kälte eines Kampfes, an dem er nicht teilnehmen wollte, um der Wärme seines Heimes willen, und schließlich selbst zur Kälte geworden, kommt er über Troja und die Welt, wie eine maschinelle Gewalt. Gleichzeitig ist er der reflektierende Intellektuelle, der nüchtern zu berichten weiß und durch dessen Augen wir, jeder Naivität beraubt das mythisch-hehre Geschehen verfolgen, bevor auch er den Umformungen und deutenden Festlegungen der Geschichtsschreibung anheimfällt.
Die gerichtliche Hauptverhandlung gegen Hagen Fischer, einen wegen zahlreicher Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs angeklagten Reitlehrer, wird zum Wendepunkt im Leben seiner 25jährigen Tochter Teresa. Sie muss sich entscheiden, ob sie als vermeintliche Entlastungszeugin der aussichtslosen Verteidigung ihres Vaters dienen oder endlich ihre eigene furchtbare Geschichte erzählen will. Der Gerichtsprozess des Vaters wie der Emanzipationsprozess der Tochter werden mit Interesse von den Vorstandsmitgliedern eines obskuren Vereins beobachtet, dem Hagen Fischer ehedem angehörte und dem es nicht zuletzt darauf ankommt, die eigenen Reihen von unsauberen Elementen zu säubern. Der Versuch des Rechtsstaates, die dreckige Realität zu regulieren, trifft auf Seilschaften, die sich nach jedem Systemuntergang bilden und halten. Zwischen beidem reißt es Teresa hin und her – bis sie die Entscheidungsmacht über ihr Leben ergreift.